Moorkübel mit Orchideen und Fleischfressenden Pflanzen anlegen

Autor:  Dr. rer. nat. Bernd Teichmann  |  veröffentlicht 28.04.2023

  • Einleitung
  • Der richtige Standort
  • Gefäß
  • Boden & Torf
  • Moorpflanzen
  • Vorbereitungen
  • Boden einbringen
  • Moorpflanzen einsetzen
  • Pflege
  • 1. Einleitung

    Leider sind intakte Moore selten geworden und stehen daher unter Naturschutz. Ein interessanter Ansatz, um mehr über diesen faszinierenden Lebensraum zu erfahren, ist die Anlage einer moorigen Miniaturversion im Kübel. Hochmoore werden auch als Regenmoore bezeichnet, da sie sich nicht aus Grundwasser speisen, sondern auf Niederschläge wie Regen und Schnee angewiesen sind. Sie prägten früher ganze Landstriche in Norddeutschland und zeichnen sich u.a. durch ihre Nährstoffarmut aus. Mit dem Moorkübel werden wir einen kleinen Ausschnitt aus einem Hochmoor anlegen. Der Kübel kann viele Jahre draußen im Garten oder auf dem Balkon stehen, solange man nur winterharte Arten – darunter auch Orchideen und Fleischfressende Pflanzen – einsetzt.

    2. Geeigneter Standort für einen Moorkübel

    Intakte Hochmoore sind nicht bewaldet, von daher ist ein vollsonniger Standort für die Moorpflanzen ideal. Bekommt der Moorkübel einige wenige Stunden Schatten am Tag ab, ist das aber kein Problem. Allerdings schadet es nicht, wenn nur der Kübel selbst auf der Südseite im Schatten einiger mittelhoher Stauden oder einer kleinen Trockensteinmauer liegt. So wird erreicht, dass sich der exponierte (schwarze?) Kübel in der sommerlichen Hitze weniger stark aufheizt. Dadurch verdunstet weniger Wasser. Moorpflanzen sind an vollsonnige warme Standorte angepasst - allerdings vertragen sie - gerade im Sommer - keine Trockenheit.

    3. Winterfestes Gefäß

    Wichtigste Grundvoraussetzung: frostfest muss es sein! Zudem ist eine gewisse Größe von Vorteil, allein schon um ausreichend Wasser speichern zu können. Eine schöne Auswahl interessanter Moorpflanzen ist bei runden Kübeln ab ca. 50 cm Durchmesser möglich und bei eckigen mit Kantenlängen ab 50 – 60 cm. Für die meisten Pflanzen selbst würde eine mindestens 10 cm hohe Lage aus Torf als Bodensubstrat ausreichen. Wir empfehlen Kübel ab 30 – 40 cm Tiefe zu wählen. Damit ist ein ausreichend großes Speichervolumen im „Untergrund“ vorhanden und der Moorkübel trocknet an einem heißen Sommertag nicht direkt vollständig aus. Wir bevorzugen große schwarze runde Mörtelwannen bei der Anlage von Moorkübeln. Sie haben sich als absolut winterfest erwiesen und bieten ein gutes Verhältnis von Volumen zu Oberfläche.
    Wer es vielfältiger mag, kann ein Moorbeete im Garten anlegen. Das bietet wegen der größeren Fläche mehr Raum für die Gestaltungen: Bulte als trockenere Bereiche, nasse Schlenken sowie Moortümpel und Totholzbereiche sind dann möglich.

    4. Boden & Torf

    Für ein kleines Hochmoor im Kübel kommt als Substrat ungedüngter Weißtorf in Frage. Dabei ist ein geringer bis mäßiger Torf Zersetzungsgrad von H2 – H5 optimal. Weißtorf ist nährstoffarm, besitzt einen sauren pH-Wert und ist der natürliche Boden im Hochmoor.
    Torf ist ein wertvolles Material und sein weiterer Abbau sollte so weit wie möglich eingeschränkt werden. Dies berücksichtigen wir konstruktiv bei der Anlage des Moorkübels (siehe unten). Zusätzlich ist es möglich den Weißtorf mit feiner Pinienrinde und / oder etwas Quarzsand zu strecken. Perlite kommen bei der (Topf)-Kultur von Moorpflanzen ebenfalls als Torfersatz zum Einsatz. Dieses natürliche mineralische Substrat besitzt - wie Torf - hervorragende wasserspeichernde Eigenschaften. Im Moorkübel oder Moorbeet drängt es im Laufe der Zeit aber an die Oberfläche und dort sieht das weiße Granulat nicht gerade attraktiv aus.

    5. Moorpflanzen für einen Moorkübel

    Kompakt horstig wachsende Arten sind optimal. Weniger konkurrenzstarke Exemplare halten sich dann besser und werden nicht durch wüchsige Ausläufer anderer Pflanzen verdrängt. Besonders bewährt haben sich bei uns z.B.:

    • Torfmoose (Sphagnum sp.) als Basisbepflanzung
    • Moor-Wollgras (Eriophorum vaginatum)
    • Moororchidee (Pogonia ophioglossoides)
    • Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia)
    • Moornelke (Helonias bullata)
    • Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica)
    • Schlauchpflanzen (Sarracenia sp.)
    • Ästige Moorlilie (Narthecium ossifragum)

    Über Ausläufer / Rhizome ausbreitende Moorpflanzen kann man auch in Moorbeete setzen, dann aber am besten in Töpfe o.ä. setzen, um den seitlichen Wuchs zu begrenzen. Wüchsige Arten sind z.B.:

    • Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium) 
    • Sumpffarn (Thelypteris palustris)
    • Schachtelhalme (Equisetum sp.)
    • Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica)


    6. Vorbereitung

    Wenn Sie Moorpflanzen pflegen oder einen Moorkübel anlegen, ist es wichtig, dass ausreichend weiches, nährstoffarmes Wasser zur Verfügung steht. Optimal ist Regenwasser, da es keinen Kalk enthält und Hochmoorpflanzen Kalk überhaupt nicht vertragen. Um sicherzustellen, dass Sie auch in einem langen, trockenen und heißen Hochsommer immer genügend weiches Wasser zur Verfügung haben, ist eine gewisse Bevorratung in Form einer Regentonne o.ä. hilfreich. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme kann es sinnvoll sein, eine kleine Umkehrosmoseanlage anzuschaffen. Solche Anlagen werden von Aquarianern verwendet, um weiches Wasser für Fische, die in tropischem Schwarzwasser leben, herzustellen.
    Bevor Sie mit der Einrichtung des Moorkübels beginnen, ist es wichtig, die Feuchtigkeit des Weißtorfs zu prüfen und ihn zu wässern. Wenn der Torf komplett durchgetrocknet und regelrecht staubig ist, kann es dauern, bis er wieder Wasser aufnimmt. Dazu geben Sie am besten Torf in einen großen Kübel mit Regenwasser und rühren ihn immer wieder um, da der trockene Torf sonst nur auf der Wasseroberfläche schwimmt.

    7. Torf einbringen

    Der untere Bereich im Kübel dient vor allem der Speicherung von Wasser. Daher kann man dort den Torfanteil deutlich reduzieren. So z.B. durch mit Löchern versehene Kanister, oder wie bei uns auf dem Foto zu sehen ist, mit umgedrehten Körben und Töpfen die Hohlräume schaffen. Dieser Bereich wird mit einer Schicht aus nassem Weißtorf abgedeckt. Wobei für die meisten Moorpflanzen eine Torfschicht ab 10 cm ausreicht. Je nach Bedarf beim Befüllen zwischendurch immer mal wieder etwas Regenwasser nachgießen.

    Bis zu welcher Höhe der Kübel gefüllt wird, hängt von der Auswahl der Pflanzen ab. Bei Arten, die das ganze Jahr über nass oder angestaut stehen können, ist eine Mulde zur Kübelmitte hin sinnvoll. Da wir auf Moorpflanzen, die vor allem im Winter dauerhaft keinen angestauten nassen Boden vertragen, nicht verzichten möchten, schichten wir den Torf teilweise über den Rand des Kübels hinaus auf. Gelegentlich wird empfohlen, einige Zentimeter unter dem Kübelrand ein Loch zu bohren, damit Wasser abfließen kann. Wir bevorzugen eine alternative Variante mit einer „Vliesbrücke“ – mehr dazu im Kapitel „Pflege“.

    8. Moorpflanzen einpflanzen

    Der frisch eingebrachte Torf setzt sich in den nächsten Tagen noch. Daher macht es Sinn, mit der Pflanzung etwas zu warten und bei Bedarf Torf nachzulegen. Ist der Moorkörper "stabil", können die Pflanzen wie normale Beetstauden gesetzt werden - also ohne Plastiktopf, mit anhaftendem Substrat. Einige Moorpflanzen, wie z.B. die Rote Schlauchpflanze oder das Breitblättrige Wollgras wachsen weniger in die Höhe, dafür deutlich in die Breite. Das Wuchsverhalten solcher Arten daher immer berücksichtigt und genügend seitlichen Platz einkalkulieren.
    Die Monate vom Frühjahr bis in den Spätsommer sind die beste Pflanzzeit für Moorpflanzen. Dann können sie noch anwachsen und vor dem Winter neue Wurzeln im Kübel bilden.

    9. Pflege

    So ein Minimoor im Kübel ist ausgesprochen pflegeleicht. Einige wenige Punkte sind dennoch zu beachten.
    Je nach Jahreszeit und Lage kann es notwendig sein, den frisch bepflanzten Moorkübel erst einmal mit einem groben Netz gegen neugierige Vögel zu schützen. Bei uns wühlen vor allem im Frühjahr Amseln jeden freien Zentimeter Boden nach Nahrung und Material für den Nestbau durch. Offensichtlich hat ein Moorkübel mit dem feuchten Torf, Moos und frischen Pflanzen eine ganz besondere Anziehungskraft auf sie. Später im Jahr ist das weniger ein Problem – vor allem, wenn die Moorpflanzen angewachsen sind und Moose dichte Polster bilden.

    Für die gute Entwicklung des kleinen Hochmoores ist wichtig, dass der Torf an der Oberfläche zumindest immer leicht feucht ist. Die meisten Moorpflanze vertragen wechselnd feuchte Verhältnisse zwischen nassen und nur noch frischen Boden gut. In der freien Natur herrschen ja auch nicht immer optimale Verhältnisse. Da ist es vor allem im Sommer öfter notwendig, den Moorkübel mit Regenwasser aufzufüllen.

    Zu viel Wasser im Kübel ist allerdings auch nicht gut. Einige Arten stehen zwar gerne feucht, vertragen aber keine dauerhafte Überstauung. Mit einem schmalen Stoff- oder Vliesstreifen ist es möglich, den Wasserstand im Moorkübel nach Bedarf zu regulieren. Das eine Ende des Streifens wird am Rand des Kübels in den Torf eingegraben. Steht zu viel Wasser im Minimoor hängt man die andere Hälfte über den Rand. Nun zieht Wasser durch die Kapillarkräfte in den Streifen über den Rand des Kübels hinweg und tropft am Ende auf der anderen Seite des Vliesstreifens ab. Ist genügend Wasser abgetropft, klappt man die überhängende Hälfte des Streifens zurück in den Kübel – fertig.

    Zwar ist der saure und nährstoffarme Torfboden für die wenigsten Pflanzen im benachbarten Garten eine gute Lebensgrundlage. Dennoch schaffen es gelegentlich einzelne Gräser, ein Erlensämling o.ä. im Moorkübel Fuß zu fassen. Aus dem weichen Torf lassen sie sich gut heraus zupfen.

    Rückschnitt einzelner Pflanzen ist im Moorkübel eher nicht notwendig. Lediglich nach strengen Wintern können die Fangschläuche von Schlauchpflanzen (Sarraceen) zurückfrieren. Dann kann man die abgestorbenen Pflanzenteile zurückschneiden, um Platz für die neuen Triebe zu schaffen.